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FöRIHW
Text gilt ab: 31.12.2024
Gesamtvorschrift gilt bis: 31.12.2026
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7912.4-U

Richtlinie zur Förderung von Investitionen in Herdenschutzmaßnahmen gegen Übergriffe durch den Wolf
(Förderrichtlinie Investition Herdenschutz Wolf – FöRIHW)

Bekanntmachung des Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz
vom 29. April 2020, Az. 67-U8644.54-2018/87-19

(BayMBl. Nr. 266)

Zitiervorschlag: Förderrichtlinie Investition Herdenschutz Wolf (FöRIHW) vom 29. April 2020 (BayMBl. Nr. 266), die zuletzt durch Bekanntmachung vom 7. November 2024 (BayMBl. Nr. 593) geändert worden ist

1Der Freistaat Bayern gewährt Zuwendungen für Investitionen zum Schutz von Nutztieren in Weidehaltung (im Folgenden „Nutztiere“) vor Übergriffen durch Wölfe nach Maßgabe
dieser Richtlinien,
der allgemeinen haushaltsrechtlichen Bestimmungen, insbesondere der Art. 23 und 44 der Bayerischen Haushaltsordnung (BayHO) und der dazu erlassenen Verwaltungsvorschriften,
der Verordnung (EU) 2022/2472 der Kommission vom 14. Dezember 2022 zur Feststellung der Vereinbarkeit bestimmter Gruppen von Beihilfen im Agrar- und Forstsektor und in ländlichen Gebieten mit dem Binnenmarkt in Anwendung der Artikel 107 und 108 des Vertrags über die Arbeitsweise der Europäischen Union (ABl. L 327 vom 21. Dezember 2022, S. 1).
2Der Freistaat Bayern gewährt Zuwendungen als freiwillige Leistungen ohne Rechtspflicht im Rahmen der verfügbaren Haushaltsmittel. 3Diese Bekanntmachung ergeht im Einvernehmen mit dem Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft, Forsten und Tourismus.

1.   Zweck der Zuwendung

1Zweck der Zuwendungen ist der Schutz von Nutztieren vor Übergriffen durch Wölfe und damit die Konfliktminimierung. 2Dadurch soll bei Haltern von Nutztieren und generell in der Bevölkerung die Akzeptanz für wildlebende Wölfe in Bayern möglichst gesteigert werden. 3Die Weidetierhaltung als besonders tierwohlgerechte Form der Nutztierhaltung ist aus naturschutzfachlichen, landeskulturellen und sozioökonomischen Gründen für den Erhalt unserer Kulturlandschaften unverzichtbar.4Die Zuwendung zielt darauf ab, die Zahl der Übergriffe von Wölfen auf Nutztiere möglichst gering zu halten, so dass die betreffenden Tierhalter die Möglichkeit erhalten, die Weidetierhaltung bei gleichzeitiger Existenz wildlebender heimischer Wölfe auch weiterhin zu betreiben. 5Zu diesem Zweck sollen die Halter von Nutztieren Zuwendungen für Vorhaben erhalten, mit denen ihre Weidetiere durch bestimmte passive Schutzmaßnahmen vor Übergriffen durch Wölfe geschützt werden.

2.   Gegenstand der Zuwendung

1Gefördert werden Vorhaben, die die unter den Nrn. 2.1 bis 2.3 aufgeführten Maßnahmen zum Schutz von Nutztieren zum Gegenstand haben, soweit sie fachlich begründet und verhältnismäßig sind. 2Näheres regelt das Merkblatt (Anlage).

2.1   Technische Vorrichtungen zum Schutz von Nutztieren

1Förderfähig ist der Kauf von technischen Vorrichtungen mit Zubehör und deren erstmalige Installation. 2Dabei müssen die im Merkblatt beschriebenen Anforderungen erfüllt werden.

2.1.1   Mobile Elektrozäune

Mobile Elektrozäune mit erforderlichem Zubehör werden für die Haltung folgender Tierarten gefördert:
Schafe
Ziegen
Rinder

2.1.2   Elektrifizierte Festzäune

1Festzäune sind ortsfeste Einfriedungen. 2Gefördert werden die Neuerrichtung von stromführenden Festzäunen beziehungsweise deren Nachrüstung in Form einer Elektrifizierung, gegebenenfalls zuzüglich Untergrab- und Überkletterungsschutz. 3Festzäune ohne Elektrifizierung sind nicht förderfähig. 4Die Neuerrichtung von stromführenden Festzäunen mit erforderlichem Zubehör wird nur gefördert für die Haltung folgender Tierarten:
Schafe
Ziegen
Rinder
5Bei Festzäunen für die Haltung folgender Tierarten werden nur die gegenüber einer tierartspezifischen standardmäßigen Umzäunung zusätzlich anfallenden Aufwendungen (Ausgaben) für die Sicherung gegen Übergriffe durch den Wolf gefördert:
Gehegewild
Einhufer
Straußenvögel
Neuweltkameliden
Schweine im Freiland

2.1.3   Einschränkung

Es werden ausschließlich die Anschaffung beziehungsweise Installation neuer technischer Vorrichtungen mit Zubehör gefördert.

2.2   Herdenschutzhunde

Die Anschaffung geeigneter Herdenschutzhunde wird samt erforderlichem Zubehör, einschließlich der Ausgaben, die für Eignungsprüfungen und den Halter-Sachkundenachweis anfallen, gefördert.

2.3   Weitere Maßnahmen

Förderbar sind auch investive Maßnahmen, die unter den Nrn. 2.1 und 2.2 nicht aufgeführt, aber im Einzelfall und nach Prüfung durch das Bayerische Landesamt für Umwelt (LfU) unter Einbindung der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft zum Schutz von Nutztieren zwingend geboten erscheinen.

3.   Zuwendungsempfänger

3.1   Unternehmen und Privatpersonen

Zuwendungsempfänger sind:
in der landwirtschaftlichen Primärproduktion tätige Unternehmen, unbeschadet der gewählten Rechtsform, die im Sinne von Anhang 1 der Verordnung (EU) 2022/2472 Kleinstunternehmen, kleine oder mittlere Unternehmen (KMU) sind und eine Betriebsstätte in Bayern haben und
Privatpersonen, die nicht Unternehmen der Landwirtschaft sind,
soweit diese Nutztiere halten.

3.2   Ausgeschlossene Unternehmen

Ausgeschlossen von der Förderung sind:
Unternehmen in Schwierigkeiten im Sinne von Art. 2 Nr. 18 der Verordnung (EU) Nr. 651/2014.
Unternehmen, die einer Rückforderungsanordnung aufgrund eines früheren Beschlusses der Kommission zur Feststellung der Unzulässigkeit einer Beihilfe und ihrer Unvereinbarkeit mit dem Binnenmarkt nicht nachgekommen sind.

4.   Zuwendungsvoraussetzungen

4.1   Förderkulissen

1Das LfU legt anhand fachlicher Kriterien Gebiete (sogenannte Förderkulissen) fest und veröffentlicht diese auf der Homepage des LfU. 2Die Zuwendungen für Maßnahmen nach Nr. 2 werden nur innerhalb der veröffentlichten Förderkulissen gewährt.

4.2   Beginn der Vorhaben

Vorhaben dürfen vor Bewilligung nicht begonnen werden.

5.   Art und Umfang der Zuwendung

5.1   Art der Förderung

Die Zuwendung wird als Projektförderung im Wege der Anteilfinanzierung gewährt.

5.2   Zuwendungsfähige Ausgaben

1Zuwendungsfähig sind Vorhaben mit den bei Nr. 2 genannten Maßnahmen. 2Details zu den zuwendungsfähigen Ausgaben ergeben sich aus dem Merkblatt.

5.3   Nicht zuwendungsfähige Ausgaben

1Für Eigenleistungen (zum Beispiel Selbsthilfe durch Angehörige oder Betriebskräfte, Holz und dergleichen aus dem eigenen Betrieb, Selbstanfertigungen und ähnliches), Leistungen an Private, behördliche Gebühren, Abgaben und dergleichen an staatliche, kommunale oder übergebietliche Stellen werden keine Zuwendungen gewährt. 2Von der Förderung nach der vorliegenden Richtlinie ausgeschlossen sind Ersatzinvestitionen, Reparatur- und Unterhaltsmaßnahmen, sowie laufende Kosten der Haltung von Herdenschutzhunden einschließlich Futter- und Tierarztkosten sowie Kosten für Versicherungen. 3Investitionen in bereits geförderte Maßnahmen nach Ablauf der Zweckbindungsfrist (siehe Nr. 7.2) gelten nicht als Ersatzinvestitionen. 4Die Umsatzsteuer ist grundsätzlich nicht förderfähig, außer
bei landwirtschaftlichen Unternehmen, die gemäß § 24 UStG der Durchschnittssatzbesteuerung (Pauschalierung) unterliegen und
bei Privatpersonen (Endverbrauchern)

5.4   Höhe der Förderung

1Die Zuwendung beträgt bis zu 100 % der förderfähigen Ausgaben. 2Die Zuwendungen sind auf volle Euro abzurunden. 3Zuwendungen unter 200 Euro werden nicht gewährt.

6.   Mehrfachförderung, Leistungen Dritter

1Dem Förderzweck gleichgestellte Vorhaben, die aus Mitteln anderer öffentlicher Förderprogramme gefördert werden, dürfen nicht gleichzeitig nach dieser Richtlinie gefördert werden. 2Werden für die beantragten Investitionen Leistungen Dritter gewährt (zum Beispiel Spenden, Zuschüsse von Naturschutzorganisationen), so sind diese von den förderfähigen Ausgaben abzuziehen.

7.   Sonstige Bestimmungen

7.1   Zweckbindungsfrist

1Die zeitliche Bindung zur Erreichung des Zuwendungszweckes der nach Nr. 2 dieser Richtlinie getätigten Investitionen (Zweckbindungsfrist) nach VV Nr. 4.2.3 zu Art. 44 BayHO beginnt mit dem Datum der Fertigstellung des Vorhabens. 2Sie endet
bei mobilen Elektrozäunen und Weidezaungeräten nach fünf Jahren
bei Festzäunen nach zehn Jahren
bei Herdenschutzhunden nach fünf Jahren.

7.2   Rückerstattung der Zuwendung

1Wird der Zuwendungszweck innerhalb der unter 7.1 genannten Zeiträume nicht mehr erfüllt (zum Beispiel durch Aufgabe der Weidetierhaltung), ist dies der Bewilligungsbehörde unverzüglich in Textform mitzuteilen und die Förderung grundsätzlich anteilig zurückzufordern. 2Hierfür wird die Dauer der tatsächlichen Nutzung in begonnenen Monaten ins Verhältnis mit der Zweckbindungsfrist in Monaten gesetzt. 3In Fällen höherer Gewalt oder Umständen, die vom Antragsteller nicht zu verantworten sind, können Ausnahmen von der Zweckbindung zugelassen werden.

8.   Bewilligungsverfahren

8.1   Antragstellung

1Der Förderantrag ist unter Verwendung der aktuellen Antragsvordrucke, auf die im Merkblatt verwiesen wird, mit den Anlagen bei dem für den Betriebssitz örtlich zuständigen Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) einzureichen. 2Der Förderantrag enthält mindestens folgende Angaben:
Name, Anschrift und Betriebsnummer des Unternehmens
KMU-Erklärung
Erklärung Unternehmen in Schwierigkeiten
Erklärung Rückforderungsanordnung
Beschreibung des Vorhabens
Standort des Vorhabens
Kostenaufstellung zu den geplanten Investitionen
Höhe der für das Vorhaben benötigten Zuwendung

8.2   Bewilligung

1Das AELF prüft den Antrag und leitet ihn an die zuständige Bewilligungsbehörde weiter. 2Diese erlässt den Zuwendungsbescheid. 3Leistungen Dritter (vergleiche Nr. 6) sind in die Prüfung einzubeziehen.

8.3   Bewilligungszeitraum

1Der Bewilligungszeitraum beginnt mit dem Datum der Bekanntgabe des Bewilligungsbescheids und endet für Vorhaben nach Nrn. 2.1 und 2.3 mit dem Ende des auf die Bewilligung folgenden Kalenderjahres und für Vorhaben nach Nr. 2.2 mit dem Ende des auf die Bewilligung folgenden zweiten Kalenderjahres. 2Bei Vorliegen besonderer Umstände ist auf Antrag eine Verlängerung des Bewilligungszeitraums möglich.

9.   Nachweis der Verwendung

9.1   Verwendungsnachweis

1Der Verwendungsnachweis ist mit den erforderlichen Anlagen unter Verwendung des aktuellen Formulars (siehe Hinweis im Merkblatt) beim örtlich zuständigen AELF einzureichen. 2Das AELF prüft den Verwendungsnachweis und die bestimmungsgemäße Durchführung der (Einzel‑)Maßnahmen des Vorhabens.

9.2   Auszahlung der Zuwendung

1Die Auszahlung der Zuwendung erfolgt durch das Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft, Forsten und Tourismus nach Abschluss der Prüfung des Verwendungsnachweises. 2Teilzahlungen werden nicht gewährt.

9.3   Kontrollen

1Die Verwaltungskontrollen und die Kontrollen bei den Zuwendungsempfängern (Kontrollen vor Ort) werden so durchgeführt, dass zuverlässig geprüft werden kann, ob die Bedingungen für die Gewährung der Zuwendung eingehalten wurden. 2Die Verwaltungskontrollen sind für alle zuwendungsrelevanten Maßnahmen und Verpflichtungen anhand aller vorliegenden und geeigneten Unterlagen durchzuführen.

9.4   Aufbewahrungsfrist

1Die Aufbewahrungsfrist für Förderunterlagen beträgt ab dem Datum der Auszahlung zehn Jahre. 2Die Bewilligungsbehörde bewahrt darüber hinaus die Förderunterlagen zehn Jahre lang ab dem Zeitpunkt auf, zu dem letztmals eine Zuwendung nach dieser Richtlinie gewährt wurde.

10.   Veröffentlichung/EU-Transparenzvorschriften

Auf Beihilfe-Webseiten werden folgende Informationen veröffentlicht:
Kurzbeschreibung,
voller Wortlaut der Beihilfemaßnahmen, einschließlich Änderungen,
Informationen gemäß Art. 9 Abs. 1 Buchst. c Unterbuchst. i der Verordnung (EU) 2022/2472 für jede Einzelbeihilfe über 10 000 Euro.

11.   Subventionserhebliche Angaben

1Der Subventionsbetrug ist gemäß § 264 Strafgesetzbuch (StGB) strafbar. 2Wegen Subventionsbetrug wird unter anderem bestraft, wer über subventionserhebliche Tatsachen unrichtige oder unvollständige, für ihn vorteilhafte Angaben macht oder den Subventionsgeber über subventionserhebliche Tatsachen in Unkenntnis lässt. 3Das Antragsformular beinhaltet eine Erklärung des Antragstellers über die Kenntnis der subventionserheblichen Tatsachen im Rahmen des Zuwendungsverfahrens.4Die Verwaltung ist verpflichtet, Tatsachen, die den Verdacht eines Subventionsbetrugs begründen, den Strafverfolgungsbehörden mitzuteilen.

12.   Prüfungsrechte

1Die Bewilligungsbehörde, das Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft, Forsten und Tourismus einschließlich seiner nachgeordneten Behörden, das Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz und der Bayerische Oberste Rechnungshof haben das Recht, die Voraussetzungen für die Gewährung der Zuwendung durch Besichtigung an Ort und Stelle und durch Einsichtnahme in Bücher oder sonstige Belege entweder selbst zu prüfen oder durch Beauftragte prüfen zu lassen. 2Auf Verlangen sind die erforderlichen Unterlagen den genannten Behörden vorzulegen.

13.   Inkrafttreten, Außerkrafttreten

1Die Bekanntmachung tritt mit Wirkung vom 30. April 2020 in Kraft. 2Sie tritt mit Ablauf des 31. Dezember 2026 außer Kraft.

Dr. Christian Barth
Ministerialdirektor