Inhalt

Text gilt ab: 01.02.2003

4.   Instrumentarien der Umweltbildung

4.1   Didaktisch-methodische Prinzipien

Umweltbildung im Sinne einer Bildung für nachhaltige Entwicklung verwendet Methoden, die vernetzte Zusammenhänge realitätsnah und aus verschiedenen Sichtweisen begreifbar machen. Im Geist der Agenda 21 geht Umweltbildung neue Wege; Gestaltungskompetenz und Partizipation sind tragende Prinzipien.
Zur Gestaltungskompetenz gehören Fähigkeiten wie einen Sachverhalt zu analysieren und zu bewerten und danach zu handeln. Sie gehört zu jenen Qualifikationen, mit denen die Kinder und Jugendlichen ihr Leben im Rahmen von Gemeinschaften aktiv mitgestalten und daran teilhaben können.
Gestaltungskompetenz und Partizipation
Diese Kompetenzen erfordern Zusammenarbeit und Auseinandersetzung mit dem jeweils Anderen. Es gehören dazu also Kommunikationskonzepte, um Kritikbereitschaft und Kritikfähigkeit, Argumentationsfähigkeit und -bereitschaft sowie Empathie zu entwickeln und einzuüben.
Kommunikation
Um die Motivation der Schülerinnen und Schüler aufzugreifen und zu erhalten, sollte Umweltbildung von der konkreten Erfahrungswelt ausgehen (Situationsorientierung). Die Auswahl der geeigneten Lernsituationen und Lernorte orientiert sich vorrangig an der Interessenlage der Schülerinnen und Schüler. Die Beschäftigung mit Umweltthemen des heimatlichen Umfeldes soll die Grundlage für eine vertiefte Einsicht in globale Umweltfragen schaffen. Die enge Kooperation der Schule mit außerschulischen Institutionen verstärkt den Erlebniswert und das Verantwortungsbewusstsein.
Situationsorientierung
Umweltbildung braucht handlungsorientiertes Lernen. Durch das Erleben nachhaltiger Prozesse, durch Handeln und Lernen vor Ort kann der Einzelne erfahren, dass er wichtiges Mitglied einer Gemeinschaft ist, und erhält so eine positive Rückmeldung über sein Engagement. Handlungsorientierung ist aber auch Ziel, d.h. Verhalten und Tun am Verantwortungsbewusstsein für die Umwelt auszurichten.
Handlungsorientierung
Im Schulleben kann vorbildlich praktiziertes Umweltbewusstsein Kinder und Jugendliche zu „guten Gewohnheiten “ erziehen, z.B. zu konsequenter Mülltrennung, verantwortlichem Gebrauch von Energie und pfleglichem Umgang mit Pflanzen und Tieren.
Schulleben

4.2   Alters- und schulartspezifische Aspekte

Umweltbildung in der Grundschule legt das Fundament für verantwortungsbewusstes Handeln der Kinder in und mit Umwelt und Natur. Die heimatliche Umgebung selbst muss so oft wie möglich Lernort sein. Die Kinder denken über ihre Erlebnisse nach, entdecken erste Zusammenhänge im Beziehungsgeflecht von natürlicher und gestalteter Mitwelt und entwickeln eine Wertschätzung für die Natur.
Grundschule
An den weiterführenden Schulen ermöglicht die Vielzahl der Fächer einerseits die Vertiefung fachlicher Aspekte der Umweltthematik; andererseits sind eine intensive fächerübergreifende Bezugnahme und Verknüpfung der Einzelbeiträge gefordert, damit die Kinder und Jugendlichen den Gesamtzusammenhang erkennen und ihre Erkenntnisse und Einsichten auf komplexe Probleme übertragen lernen.
Weiterführende Schulen
Das berufliche Schulwesen ist nach Ausbildungsberufen oder Ausbildungsschwerpunkten differenziert. Unter Berücksichtigung der unterschiedlichen Kenntnisse und Erfahrungen, die die Schüler von ihrer bisherigen schulischen Laufbahn mitbringen, stehen inhaltlich und methodisch vor allem umweltrelevante Problemfelder des jeweiligen Ausbildungsberufs im Vordergrund.
Berufliches Schulwesen

4.3   Konkrete Wege der Umweltbildung in der Schule

Unterricht ist die zentrale Aufgabe der Schule; deshalb ist Umweltbildung in erster Linie dort verankert. Inhalte der Umweltbildung (siehe Abschnitt 3) finden sich grundsätzlich in jedem Unterrichtsfach. Ein fundiertes und wirkungsvolles Verständnis komplexer Umweltphänomene lässt sich besonders durch fächerübergreifendes Lernen und Lehren erreichen. Die einzelne Lehrkraft kann Beiträge verschiedener Disziplinen in ihren Unterricht integrieren oder mit Vertretern anderer Fächer zusammenarbeiten. Dem dienen informelle Gespräche, feststehende Absprachen für den Unterricht oder Veranstaltungen, die gemeinsam mit Kollegen, Schülerinnen und Schülern geplant und organisiert werden. In jedem Schuljahr sollten die Kinder und Jugendlichen an mindestens einem fächerübergreifenden Vorhaben teilnehmen.
Fachunterricht – fächerübergreifender Unterricht
Eine Bildung für nachhaltige Entwicklung sollte Schülerinnen und Schüler ermutigen und befähigen, sich aktiv um Belange zu kümmern, die sie etwas angehen. Besonders geeignet sind Verfahren, die zu einem selbst bestimmten Lernen führen und zu Partizipation befähigen. In freien Lernphasen widmen sich Schülerinnen und Schüler Aufgaben, deren Rahmen vorgegeben ist oder die sie sich im Idealfall selbst stellen. Bei gemeinsam geplanten Vorhaben (Projekten) sind sie für den Ablauf, ihren Anteil und das Ergebnis gemeinsam verantwortlich. Projektorientierter Unterricht verwendet einzelne Elemente eines Projekts, d.h. er knüpft ebenso an reale Lernsituationen an, behandelt Themen mehrperspektivisch und stellt fächerübergreifende Zusammenhänge heraus. Mancherorts kann es gelingen, dass sich die Kinder und Jugendlichen in einer offenen Zukunftskonferenz oder in einer konkreten Zukunftswerkstatt treffen, um ein gemeinsames Vorhaben zu planen und umzusetzen.
Selbst bestimmtes Lernen
In jeder Schulart bieten sich Chancen für praktisches Lernen. Etwas selbst herzustellen besitzt einen intensiven Lerneffekt. Ob man z.B. eine Solarkochkiste, eine Solarwarmwasseranlage, eine Trockenmauer oder einen Lehmbackofen selbst hergestellt hat – die praktische Erfahrung vermittelt Gestaltungskompetenz in ihrer ureigensten Bedeutung. Unterstützungsangebote und Erfahrungen von Eltern lassen sich hierbei besonders gut nutzen. Praktisches Lernen verbindet das Hintergrundwissen mit der direkten Erfahrung und gibt so den Menschen die Sicherheit und Souveränität, das Erlernte auch anzuwenden.
Praktisches Lernen
Das Umweltaudit versteht sich als möglicher Prozess der inneren Schulentwicklung und richtet sich nach den jeweiligen schulischen und örtlichen Voraussetzungen. Grundsätzlich sollen die Schülerinnen und Schüler in altersgemäßer Weise einbezogen und mit anderen Personen in der Schule (Lehrer, Verwaltung, Sachaufwandsträger, Eltern) für das Umweltaudit zuständig sein. Gemeinsam überprüft man verschiedene umweltrelevante Bereiche (Gebäude, Energie- und Rohstoffverbrauch, Arbeitsmittel usw.) und findet Verbesserungsmöglichkeiten. Danach formuliert man erreichbare Ziele, überlegt sich Maßnahmen und führt sie durch. Am Ende schließt sich eine erneute Überprüfung an. Wenn sich diese Zyklen wiederholen, werden neue Schülergenerationen beteiligt. Eine Zertifizierung im Sinne der EG-Umweltaudit-Verordnung erscheint als interessanter Weg, ist jedoch nicht vorrangiges Ziel eines schulischen Umweltaudits.
Umweltaudit
Arbeitsgemeinschaften mit umweltpädagogischem Schwerpunkt (z.B. schulische Agenda-Gruppe, Arbeitskreis Energiemanagement, Eine-Welt-Initiative) stellen für die Schüler ein attraktives Angebot zwischen Pflichtunterricht und Freizeit dar. Hier bietet sich ihnen die Chance, über längere Zeiträume an einer Aufgabe zu arbeiten und dabei Entwicklungen zu initiieren und mitzugestalten.
Arbeitsgemeinschaften
Bei Exkursionen und Unterrichtsgängen sollen Schülerinnen und Schüler aktiv durch vor- und nachbereitende Arbeitsaufträge in Planung, Durchführung und Nachbereitung tätig werden. Durch dieses Lernen vor Ort wird es möglich, aus dem persönlichen Erleben Anknüpfungspunkte für das Alltagsverhalten abzuleiten. Bewährt haben sich auch Exkursionen, bei denen die Schüler Zusammenhänge zwischen dem persönlichen Nahbereich und globalen Fragen herstellen können.
Exkursionen und Unterrichtsgänge
Mehrtägige Studienfahrten und Aufenthalte in Schullandheimen, Jugendherbergen und Jugendbildungsstätten bieten sehr gute Möglichkeiten, die Aufgaben, Ziele und Inhalte einer Bildung für eine nachhaltige Entwicklung umzusetzen. Projektorientiertes Arbeiten, emotionale Hinführung zur Natur und Förderung praktischen Könnens lassen sich hier besonders günstig miteinander verbinden. Angefangen bei der Auswahl des Zieles über die Organisation der Rahmenbedingungen bis hin zur Programmgestaltung können zusammen mit den Schülern wesentliche Umweltaspekte einbezogen werden, z.B. die bewusste Beschränkung der Entfernung, eine ökologisch orientierte Unterkunft, die Auswahl der Verkehrsmittel, Planung von Vorhaben vor Ort. Jede Schule sollte sich bei der Durchführung von Klassenfahrten bewusst sein, dass sie Vorbildwirkung hat.
Studienfahrten - Schullandheimaufenthalte