Inhalt

OLG München, Beschluss v. 17.11.2020 – 5 U 5590/20
Titel:

Unwirksamer Widerruf eines Kfz-Finanzierungsdarlehens 

Normenketten:
BGB § 488 Abs. 1 S. 2
ZPO § 522 Abs. 2
Leitsatz:
Aufgrund der durch die Darlehensgeberin verwendeten Vertragsurkunde, die alle geforderten Mindestangaben enthält,  kann sich diese gegenüber dem Darlehensnehmer auf die Gesetzlichkeitsfiktion berufen, wie auch der BGH bereits mehrfach entschieden hat (ebenso BGH BeckRS 2020, 13136). (Rn. 10) (red. LS Andy Schmidt)
Schlagworte:
Widerruf, Kfz-Finanzierungsdarlehen, Gesetzlichkeitsfiktion, Mindestangaben
Vorinstanz:
LG München I, Urteil vom 17.08.2020 – 28 O 3767/20
Rechtsmittelinstanz:
BGH Karlsruhe, Beschluss vom 08.06.2021 – XI ZR 647/20
Fundstelle:
BeckRS 2020, 48188

Tenor

1. Die Berufung des Klägers gegen das Urteil des Landgerichts München I vom 17.08.2020, Aktenzeichen 28 O 13767/20, wird zurückgewiesen.
2. Der Kläger hat die Kosten des Berufungsverfahrens zu tragen.
3. Das in Ziffer 1 genannte Urteil des Landgerichts München I ist ohne Sicherheitsleistung vorläufig vollstreckbar. Der Kläger kann die Vollstreckung durch die Beklagte gegen Sicherheitsleistung in Höhe von 110% des insgesamt zu vollstreckenden Betrags abwenden, falls nicht die Beklagte vor der Vollstreckung Sicherheit in Höhe von 110% des jeweils zu vollstreckenden Betrags leistet.
4. Der Streitwert für das Berufungsverfahren wird auf bis zu 30.000,00 € festgesetzt.

Gründe

I.
1
Der Kläger macht Ansprüche nach dem Widerruf einer Kfz-Finanzierung geltend.
2
Der Darlehensvertrag über 17.687,84 € datiert vom 03.05.2017 (vgl. Anl. K 1), zusätzlich leistete der Kläger eine Anzahlung von 10.000 €. Mit Schreiben vom 15.11.2018 erklärte der Kläger den Widerruf.
3
Wegen der weiteren Einzelheiten einschließlich der erstinstanzlich gestellten Anträge wird gem. § 540 Abs. 1 S. 1 Nr. 1 ZPO auf das Urteil des Landgerichts Bezug genommen.
4
Das Landgericht hat die Klage mit der Begründung abgewiesen, der Widerruf sei verfristet gewesen, da der Kläger über die Pflichtangaben einschließlich der Widerrufsinformation ordnungsgemäß belehrt worden sei.
5
Gegen das ihm am 20.08.2020 zugestellte Urteil hat der Kläger am Montag, den 21.09.2020 Berufung eingelegt und diese mit Schriftsatz vom 20.10.2020 begründet. Er rügt insbesondere, dass die zur Verfügung gestellte Vertragsurkunde die Mindestangaben nach Art. 247 §§ 6-13 EGBGB nicht vollständig enthalten hat. Die Art des Darlehens sei nicht genannt, die Aufsichtsbehörde unvollständig angegeben, das einzuhaltende Kündigungsverfahren nicht hinreichend erörtert, der Zugang zu einem außergerichtlichen Beschwerde- und Rechtsbehelfsverfahren nicht hinreichend erläutert, die Angaben zur Fälligkeit der Teilzahlungen unvollständig, die Gesetzlichkeitsfiktion der Musterbelehrung könne die Beklagte nicht in Anspruch nehmen.
6
Er beantragt in der Berufungsinstanz, unter Aufhebung des am 17.08.2020 verkündeten Urteils des Landgerichts München I (28 O 16503/19), wie folgt zu erkennen:
I. Es wird festgestellt, dass der Kläger ab seiner Widerrufserklärung vom 17.09.2020 aus dem mit der Beklagten zwecks Gebrauchsüberlassung an dem Fahrzeug des Fabrikats BMW, Modell 525D, Fahrgestell-Nr. … abgeschlossenen Darlehensvertrag zu der Darlehensvertrag-Nr. … weder Zins- noch Tilgungsleistungen gemäß § 488 Abs. 1 Satz 2 BGB schuldet.
II. Die Beklagte wird verurteilt, an den Kläger einen Betrag in Höhe von 13.799,87 € nebst Zinsen in Höhe von 5%-Punkten über dem Basiszinssatz der EZB hieraus zu zahlen nach Herausgabe des Fahrzeugs des Fabrikats BMW, Modell 525D, Fahrgestell-Nr. … nebst Fahrzeugschlüsseln und -papieren durch den Kläger an die Beklagte.
III. Es wird festgestellt, dass die Beklagte mit der Annahme des Kraftfahrzeuges des Fabrikats BMW, Modell 525D, Fahrgestell-Nr. … sich in Verzug befindet.
Hilfsweise beantragt er,
die Revision zum Bundesgerichtshof zuzulassen.
7
Die Beklagte beantragt
Zurückweisung der Berufung.
8
Der Senat hat mit Beschluss vom 20.10.2020 darauf hingewiesen, dass er beabsichtige, die Berufung durch Beschluss nach § 522 Abs. 2 ZPO zurückzuweisen. Hierzu hat der Kläger mit Schriftsatz vom 27.07.2020 Stellung genommen. Zwar habe der BGH einige Fälle entschieden, aber diese beträfen nicht sämtliche Angaben in den Darlehensverträgen. Gerade auch im Bereich des Kaskadenverweises fänden sich vermehrt Literaturstimmen, die die Ansicht des BGH nicht teilten.
9
Zur Ergänzung wird auf das Ersturteil, den Hinweisbeschluss des Senats sowie die in der Berufungsinstanz eingereichten Schriftsätze nebst Anlagen Bezug genommen.
II.
10
1. Die Berufung hat keinen Erfolg, weil die Beklagte die Gesetzlichkeitsfiktion in Anspruch nehmen kann, wie der BGH erneut in den Beschlussserien vom 26.05. und 30.06.2020 für die Formulare der Beklagten entschieden und diese nach eigenem Bekunden von Amts wegen überprüft hat (Beschluss vom 26.5.2020, XI ZR 570/19, Vorinstanz OLG München B. v. 28.10.2019, 19 U 3839/19 (BMW-Bank); Beschluss vom 26.5.2020, XI ZR 569/19, Vorinstanz OLG München B. v. 24.10.2019, 17 U 4484/19 (BMW-Bank); Beschluss vom 26.5.2020, XI ZR 359/19, Vorinstanz OLG München B. v. 25.6..2019, 17 U 1599/19 (BMW-Bank); Beschluss vom 26.5.2020, XI ZR 434/19, Vorinstanz OLG München 19 U 3407/19; (BMW-Bank) B. v. 21.8.2019; Beschluss vom 26.5.2020, XI ZR 262/19, Vorinstanz OLG München 19 U 889/19; (BMW-Bank) B. v. 30.4.2019; Beschluss vom 26.5.2020, XI ZR 252/19, Vorinstanz OLG München 19 U 205/19; (BMW-Bank) B. v. 8.5.2019; Beschluss vom 26.5.2020, XI ZR 65/19, Vorinstanz OLG München 17 U 3448/18 (BMW-Bank), B. v. 29.1.2019; Beschluss vom 26.5.2020, XI ZR 64/19, Vorinstanz OLG München, 5 U 3162/18 (BMW-Bank), B. v. 8.1.2019; Beschluss vom 26.5.2020, XI ZR 541/19, Vorinstanz OLG München, 5 U 2341/19 (BMW-Bank), B. v. 24.9.2019; Beschluss vom 26.5.2020, XI ZR 514/19, Vorinstanz OLG München, 17 U 4667/19 (BMWBank), B. v. 21.10.2019; B. v. 24.9.2019; Beschluss vom 26.5.2020, XI ZR 424/19, Vorinstanz OLG München, 19 U 2278/19 (BMW-Bank *10/2015), B. v. 1.8.2019; Beschluss vom 26.5.2020, XI ZR 413/19, Vorinstanz OLG München, 19 U 2026/19 (BMW-Bank), B. v. 15.7.2019; Beschluss vom 26.5.2020, XI ZR 213/19, Vorinstanz OLG München, 5 U 79/19 (BMW-Bank *25.11.2014.), B. v. 2.4.2019, Beschluss vom 26.5.2020, XI ZR 213/19, Vorinstanz OLG München, 19 U 444/19 (BMWBank), B. v.13.8.2019; Beschluss vom 26.5.2020, XI ZR 372/19, Vorinstanz OLG München, 19 U 1700/19 (BMW-Bank), B. v.2.7.2019; Beschluss vom 26.5.2020, XI ZR 261/19, Vorinstanz OLG München, 19 U 680/19 (BMW-Bank), B. v.9.5.2019; Beschluss vom 26.5.2020, XI ZR 117/19, Vorinstanz OLG München, 5 U 4175/18 (BMW-Bank); B. v. 24.9.2019; Beschluss vom 26.5.2020, XI ZR 103/19, Vorinstanz OLG München, 17 U 3272/18 (BMW-Bank); Beschluss vom 26.5.2020, XI ZR 458/19, Vorinstanz OLG München, 5 U 1199/19 (BMW-Bank) B. v. 21.8.2019; Beschluss vom 26.5.2020, XI ZR 103/19, Vorinstanz OLG München, 17 U 2632/19 (BMW-Bank) B. v. 29.7.2019; Beschluss vom 26.5.2020, XI ZR 458/19, Vorinstanz OLG München, 5 U 1220/19 BMW-Bank, B. v. 11.6.2019; Beschluss vom 30.6.2020, XI ZR 132/19, Vorinstanz OLG München, Beschluss vom 19.2.2019, 19 U 4374/19 (BMW-Bank), Beschluss vom 30.6.2020, XI ZR 597/19, Vorinstanz OLG München, B. v. 7.11.2019, 19 U 4846/19 (BMW-Bank); BGH, B. v. 30.6.2020, XI ZR 587/19. (Vorinstanz OLG München, B. v. 20.11.2019, 19 U 4351/19); BGH, Beschluss vom 30.6.2020, XI ZR 615/19; Vorinstanz OLG München B. v. 18.10.2019, 17 U 4243/19, BMW-Bank); BGH, Beschluss vom 30.6.2020, XI ZR 515/19; Vorinstanz OLG München B. v. 2.10.2019, 5 U 4239/19, BMW-Bank,); BGH, Beschluss vom 30.6.2020, XI ZR 406/19; Vorinstanz OLG München B. v. 25.7.2019, 17 U 2055/19, BMW-Bank); BGH, Beschluss vom 30.6.2020, XI ZR 406/19; Vorinstanz OLG München B. v. 23.7.201917 U 2055/19 BMW-Bank);, BGH, Beschluss vom 30.6.2020, XI ZR 405/19; Vorinstanz OLG München B. v. 25.7.2019, 19 U 1766/19); BGH, Beschluss vom 30.6.2020, XI ZR 385/19; Vorinstanz OLG München B. v. 30.7.2019, 17 U 2695/19, BMW-Bank); BGH, Beschluss vom 30.6.2020, XI ZR 355/19; Vorinstanz OLG München B. v. 12.7.2019, 19 U 1979/19, BMW-Bank); BGH, Beschluss vom 30.6.2020, XI ZR 544/19; Vorinstanz OLG München B. v. 18.10.2019, 17 U 4409/19, BMW-Bank); BGH, B. v. 30.6.2020, XI ZR 451/19; Vorinstanz OLG München B. v. 29.08.2019, 5 U 3408/19, BMW-Bank); BGH, B. v. 30.6.2020 XI ZR 421/19; Vorinstanz OLG München B. v., 5.8.2019, 5 U 3107/19 BMWBank); BGH, B. v. 30.6.2020, XI ZR 382/19; Vorinstanz OLG München; B. v., 04.07.2019, 19 U 1472/19, BMW-Bank); BGH, B. v. 30.6.2020, XI ZR 382/19; Vorinstanz OLG München B. v., 04.07.2019, 19 U 1472/19, BMW-Bank); BGH, B. v. 30.6.2020, XI ZR 571/19; Vorinstanz OLG München B. v., 24.10.2019, 19 U 1719/19, BMW-Bank); BGH, B. v. 30.6.2020, XI ZR 464/19; Vorinstanz OLG München B. v., 22.08.2019, 17 U 2190/19, BMW-Bank); BGH, B. v. 30.6.2020, XI ZR 345/19; Vorinstanz OLG München B. v. 24.06.2019, 17 U 1496/19, BMW-Bank; BGH, B. v. 30.6.2020, XI ZR 32/19; Vorinstanz OLG München B. v. 12.12.2018, 17 U 3315/18, BMW-Bank); BGH, B. v. 30.6.2020, XI ZR 141/19; Vorinstanz OLG München B. v. 21.02.2019, 5 U 3811/18, BMW-Bank).
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2. Die Kostenentscheidung beruht auf § 97 Abs. 1 ZPO, der Ausspruch auf die vorläufige Vollstreckbarkeit folgt aus §§ 708 Nr. 10, 713 ZPO.
12
Der Streitwert beruht auf §§ 47, 48 GKG, § 3 ZPO.