Inhalt

Text gilt ab: 01.08.2008

1. Ausgangslage

Aktuelle Ergebnisse von Untersuchungen bei Kindern und Jugendlichen zeigen eine Zunahme von Übergewicht und Adipositas, damit verbundenen Folgeerkrankungen wie Diabetes und Bluthochdruck, Störungen der Motorik und des Skelettapparats und nicht zuletzt die Zunahme von psychischen Erkrankungen schon im frühen Alter. Eine besondere Risikogruppe bilden Kinder und Jugendliche aus Migrantenfamilien, aus bildungsfernen Schichten und jene, die in Armut aufwachsen.
Auch bezüglich der Lehrer)) mehren sich die Befunde, dass der Beruf auf Dauer zu erheblichen Beeinträchtigungen der Gesundheit und Leistungsfähigkeit führen kann. So wurden beispielsweise nach dem Dritten Versorgungsbericht der Bundesregierung im Jahr 2002 allein 41 Prozent aller in den Ruhestand versetzter Lehrer aufgrund einer krankheitsbedingten Dienstunfähigkeit frühpensioniert. Bei mehr als der Hälfte von ihnen (56 Prozent) waren psychische und psychosomatische Erkrankungen der Grund. Solche Erkenntnisse sind deshalb alarmierend, weil die betroffenen Lehrer nicht nur an Lebensqualität einbüßten, sondern oft auch nicht mehr in der Lage sind, ihren beruflichen Anforderungen gerecht zu werden. Dies hat zunächst negative Folgen für die Schüler, letztlich jedoch für die gesamte Gesellschaft: Eine Wissensgesellschaft, deren wesentliches Gut die Innovationskraft ihrer Bürger ist, benötigt leistungsfähige Schulen. Sie wiederum sind ohne gesunde, leistungsstarke und gut ausgebildete Lehrkräfte nicht denkbar. Insofern ist die Sorge um gesunde Bedingungen für eine gute Schule eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe.
Gesundheitserziehung ist keine neue Aufgabe der Schule. Gemäß Art. 1 des Bayerischen Erziehungs- und Unterrichtsgesetzes sollen die Schulen „Wissen und Können vermitteln sowie Geist und Körper, Herz und Charakter bilden“. So werden jetzt schon an jeder Schule Projekte zu Gesundheitsthemen durchgeführt, allerdings ohne hinreichende Wirkung. Die einzelnen Maßnahmen stehen häufig ohne inhaltlichen Zusammenhang nebeneinander und werden auch nicht von der Mehrheit der Beteiligten einer Schule getragen. Sie sehen zurecht die Kernaufgabe von Schule in einer wirksamen Erziehung und nachhaltigen Bildung und weniger in der Förderung von Gesundheit. Für die Bildungsqualität und das Gelingen von Schule sind aber Gesundheit und Wohlbefinden – und zwar bei Schülern wie bei Lehrern – wesentliche Bedingung.
Gemeinsam mit verschiedenen Kooperationspartnern hat das Staatsministerium deshalb in den vergangenen Jahren Modellversuche durchgeführt (Anschub.de und speziell zur Lehrergesundheit), um neue Ansätze für die Gesundheitsförderung in der Schule zu erproben. Die dabei gewonnenen Erkenntnisse sind in das nachfolgend beschriebene Konzept (Kapitel 2) eingeflossen. Es basiert auf den gesammelten Erfahrungen mit schulischer Gesundheitsförderung im In- und Ausland und wurde u. a. von Professor Paulus, dem wissenschaftlichen Leiter von Anschub.de (www.anschub.de), zur Verwirklichung guter gesunder Schulen entworfen.
Das Konzept der „guten gesunden Schule“ wird allen bayerischen Schulen zur Umsetzung empfohlen. Über Ausmaß und Geschwindigkeit, mit der dies erfolgt, entscheidet die Schule selbst. (In Kapitel 3 werden die Hilfen beschrieben, die Schulen dabei erfahren).

) [Amtl. Anm.:] Bei allen Personen- und Funktionsbezeichnungen in der männlichen Sprachform sind stets auch die weiblichen gemeint.