Inhalt

Text gilt ab: 23.10.1990

1. Ausgangslage und Zielsetzung der Zusammenarbeit von Schule und Sportverein

Die gemeinsame Verantwortung von Schule und Sportverein für die sportliche Erziehung und Bildung der Kinder und Jugendlichen sowie die Beziehungen des Schulsports mit dem außerschulischen Sport veranlassten die Länder, den Deutschen Sportbund und die kommunalen Spitzenverbände 1985, das „Zweite Aktionsprogramm für den Schulsport" in partnerschaftlicher Trägerschaft zu vereinbaren.
Im Kapitel „Schule und Sportverein als Partner “ wird die Weiterentwicklung der Zusammenarbeit zwischen Schule und Sportverein als wichtige Maßnahme für die Zukunft gefordert, weil weder der Schulsport noch der Vereinssport für sich allein die gemeinsamen Aufgaben lösen können.
In Bayern besteht seit Jahrzehnten in Teilbereichen eine enge und in Ansätzen systematisierte Zusammenarbeit von Schulen und Sportvereinen, insbesondere bei den leistungsbezogenen Maßnahmen der Talentsuche und Talentförderung sowie den Schulsportwettbewerben. Eine Ausweitung und Verbesserung dieser Zusammenarbeit, vor allem bei den freizeit- und breitensportlich orientierten Angeboten, ist jedoch dringend geboten.
Mit dem Ziel, durch eine auf das ganze Land bezogene Ausweitung der Zusammenarbeit zwischen Schulen und Sportvereinen das „Zweite Aktionsprogramm für den Schulsport “ in Bayern umzusetzen, haben das Bayerische Staatsministerium für Unterricht und Kultus und der Bayerische Landes-Sportverband im Benehmen mit dem Bayerischen Städtetag, dem Bayerischen Gemeindetag und dem Bayerischen Landkreistag diese Empfehlungen ausgearbeitet. Sie sollen mithelfen, das gegenseitige Verständnis zu vertiefen, Hemmnisse abzubauen und zu einer engeren und tragfähigen Zusammenarbeit zwischen Schulen und Sportvereinen zu kommen.
Im Mittelpunkt aller konzeptionellen Überlegungen zur Zusammenarbeit zwischen Schule und Sportverein steht die Gesamtentwicklung des jungen Menschen. Die Gesundheit der Kinder und Jugendlichen sowie die freie Entfaltung ihrer sportlichen Anlagen und Neigungen sollen durch ein vielfältiges Angebot sportlicher Betätigungsmöglichkeiten, insbesondere durch den Breitensport, gefördert werden. Die Unterstützung von leistungssportorientierten Maßnahmen findet dort ihre Grenze, wo eine Überforderung des leistungssporttreibenden Schülers zu befürchten wäre und dadurch seine Gesamtentwicklung gefährdet werden könnte.
Die Empfehlungen sollen auch dazu beitragen, den Sportunterricht und den außerunterrichtlichen Schulsport sowie Angebote der Sportvereine für Breiten- und Leistungssport mit Unterstützung der Kommunen besser aufeinander abzustimmen.
Die Zusammenarbeit von Schule und Sportverein ist nur mit Unterstützung der Erziehungsberechtigten tragfähig. Die Zusammenarbeit von Schule und Sportverein kann durch Ärzte wesentlich unterstützt werden, indem sie die Erziehungsberechtigten über den gesundheitlichen Wert des Sporttreibens unter fachkundiger Anleitung informieren.
Die Möglichkeiten der Zusammenarbeit zwischen Schulen und Sportvereinen sind sehr vielfältig. Beispiele auf landesweiter, regionaler oder lokaler Ebene sind:
Sportabzeichen-Schulwettbewerb
Schulsportwettbewerbe mit Unterstützung der Sportvereine und Sportfachverbände
Informationsmaterial über Schul- und Vereinssport für Schüler, Lehrer und Erziehungsberechtigte, bereitgestellt durch das Staatsministerium für Unterricht und Kultus, den Bayerischen Landes-Sportverband oder die Sportfachverbände
Maßnahmen der Fort- und Weiterbildung in Sport (z.B. Angebote der Sportfachverbände, der BLSV-Jugend und des BLSV für Lehrer, gemeinsame Veranstaltungen für Lehrer und Übungsleiter, Einbeziehung von Referenten der Sportfachverbände in die staatliche Lehrerfortbildung)
Informationsmöglichkeiten in der Schule über Vereinsangebote im Rahmen der schulrechtlichen Bestimmungen
Kontaktpflege zwischen Schulleitern und Vereinsvorsitzenden sowie zwischen Lehrern im Fach Sport und Vereinsübungsleitern und Trainern
Informationsveranstaltungen für Erziehungsberechtigte (auch im Rahmen von Elternversammlungen) mit Ärzten, Lehrkräften und Übungsleitern über die Sportangebote in Schule und Sportverein
Schnupperangebote der Sportvereine im Einvernehmen mit der Schule (auch als schulische Veranstaltung)
Gemeinsame Sportveranstaltungen (z.B. Schulsporttage, Spiel- und Sportfeste)
Fachspezifische und fächerübergreifende Projekttage mit Themen wie Sport und Heimat, Sport und Umwelt, Sport und Gesundheit, Sport und Gesellschaft unter Mitwirkung der Sportvereine
Besondere Betreuung von Kindern- und Jugendlichen mit Entwicklungsdefiziten oder Leistungsschwächen in Schule und Sportverein
Begegnungen zwischen behinderten und nichtbehinderten Schülerinnen und Schülern in Schule und Sportverein
Sportarbeitsgemeinschaften insbesondere mit freizeit- und breitensportlichem Akzent
Ehrung von Schulen und Sportvereinen mit vorbildlicher Zusammenarbeit.